Am Sonntag, 16.11.25, hieß es wieder „Mach dich auf!“. Gut 20 Personen waren dem Aufruf unserer Kirche gefolgt, und trafen sich um 15:00 Uhr am Höchheimer Steg. Es war typisches Novemberwetter mit aufkommendem Nebel. Gut gelaunt und voller Erwartung ging es los bis zum ersten Halt mitten auf der Brücke, mit ein paar Gedanken unseres Gemeindereferenten Johannes Bindner zum Thema: Frieden - Brücken verbinden.
Es gibt Bilder, die unser Leben tiefer deuten, als viele Worte es könnten. Eines davon ist die Brücke. Eine Brücke trennt nicht - sie verbindet. Sie überbrückt Gräben, sie schafft Wege, wo zuvor Hindernisse standen. Und sie lädt ein, hinüberzugehen. Auch in unserem Leben brauchen wir solche Brücken. Zwischen Menschen, die einander fremd geworden sind. Zwischen Herzen, die verletzt wurden. Zwischen Worten, die nie gesprochen wurden, und solchen, die man gerne zurücknehmen würde. Frieden entsteht selten von allein - er wächst dort, wo jemand beginnt, eine Brücke zu bauen. Jesus Christus selbst ist für uns diese Brücke. In Epheser 2,14 heißt es: „Denn er ist unser Friede." Er baut die Brücke zwischen Gott und uns - eine Brücke der Vergebung, der Gnade, der neuen Hoffnung. Und er lädt uns ein, selbst zu Brückenbauern zu werden.
Brücken zu bauen bedeutet: den ersten Schritt tun, auch wenn es schwerfällt. Auf den anderen zugehen, bevor er auf uns zukommt. Worte des Friedens sprechen, wo Streit herrscht. Mut haben, obwohl Verletzung möglich ist. Eine Brücke verlangt Vertrauen. Man setzt den Fuß auf etwas, das zwischen zwei Ufern hängt und trägt - so wie wir unser Leben auf Gottes Zusagen stellen. Wer Gottes Frieden erfährt, kann anderen Frieden schenken. Vielleicht gibt es in deinem Leben gerade einen Ort, an dem eine Brücke fehlt. Einen Menschen, dem du wieder näherkommen möchtest. Oder ein Thema, das du mit Gott klären musst. Dann darf diese Andacht eine Einladung sein: Wage den ersten Schritt. Gott trägt dich.
Mit diesen guten Gedanken ging es weiter nach Margetshöchheim, durch den Altort in Richtung der Erlabrunner Seen. Unterwegs gab es zahlreiche Objekte, die sich für ein Foto aufdrängten. Mit zahlreichen Gesprächen ging es weiter zur Station 2. Auch für diese hatte sich Johannes Bindner einige Gedanken gemacht. Passend zu den aufgestellten Bauabsperrungen ging es um das Thema: Frieden als ständige Baustelle:
Frieden ist keine fertige Wohnung, in die wir einfach einziehen können. Frieden ist eine Baustelle - laut, mühsam, manchmal chaotisch. Und doch entsteht dort etwas Wertvolles. Auch in unserem Leben müssen wir ständig weiterbauen: an Geduld, an Verständnis, an Vergebung. Manchmal müssen alte Mauern abgerissen werden, damit Neues wachsen kann. Und oft sieht man erst spät, wie viel schon entstanden ist. Jesus sagt: „Selig sind, die Frieden stiften." Das bedeutet: Wir sind nicht nur Bewohner, sondern Mitarbeiter auf Gottes Friedensbaustelle. Er gibt den Plan, wir bringen unsere Schritte ein - kleine, aber bedeutende. Wo wir ehrlich miteinander sprechen, Entschuldigungen wagen, Rücksicht und Liebe üben, dort wächst Frieden. Stück für Stück. Stein für Stein.
Zum letzten Teil des Weges ging es in 2 Gruppen weiter, die eine Gruppe kehrte um, damit der Weg nicht zu lang und zu beschwerlich wurde. Die 2. Gruppe ging weiter zwischen den Streuobstwiesen am Main entlang, bis man zu einem abgestorbenen Baumstamm kam. Johannes Bindner berichtete, dass ihm dieser Baumstamm am Tage zuvor, als er den Weg erkundete, plötzlich im Nebel sichtbar wurde und etwas unheimliches, bedrohliches ausstrahlte. So ging es an dieser Station um das Thema: Hinter das bedrohliche schauen.
Manchmal gehen wir einen vertrauten Weg entlang - und plötzlich wirkt etwas unheimlich. Ein Baumstumpf im Nebel sieht oftmals aus wie ein Mensch, der uns beobachtet. Ein Schatten wirkt wie eine Gefahr, ein Geräusch wie eine Bedrohung. Erst wenn wir näher hingehen, löst sich die Angst auf: Es war nur ein Baumstumpf, nur ein Schatten, nur eine verzerrte Wahrnehmung. Dieses Bild beschreibt viel von unserem Leben. Wir sehen etwas - und unser Herz malt den Rest. Aus Ungewissheit wird Angst. Aus einer offenen Frage wird Sorge. Aus einer schwierigen Situation wird eine Bedrohung, die uns lähmt. Wie oft fürchten wir uns vor etwas, das sich später als harmlos, lösbar oder sogar als Segen entpuppt? Nebel der Unsicherheit. Der Nebel steht für all das, was wir nicht klar erkennen können: Zukunftsfragen, Konflikte, innere Spannungen. Im Nebel sehen Dinge größer, dunkler und gefährlicher aus als sie sind. Unser Blick ist eingeschränkt - und unsere Fantasie bestimmt unsere Gedanken. Wir brauchen Mut, näher hinzuschauen Jesus sagt oft: „Fürchtet euch nicht." Das ist kein billiger Trost, sondern eine Einladung: Komm näher. Sieh hin. Vertraue. Wer näher herangeht, sieht klarer. Viele Sorgen schrumpfen, wenn wir sie nicht aus der Ferne anschauen, sondern ins Gespräch bringen, ins Gebet nehmen, ins Licht Gottes halten. Gott ist an unserer Seite - auch im Nebel. In Psalm 23 heißt es: „Auch wenn ich durch das dunkle Tal gehe, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir." Gott geht mit uns, auch wenn unsere Sicht getrübt ist. Er sieht, was wir nicht sehen. Und er begleitet uns, bis wir erkennen: Der vermeintliche „Mensch im Nebel" war nur ein Baumstumpf. Die Angst war größer als die Wirklichkeit. Wenn wir lernen, hinter das Bedrohliche zu schauen, entstehen neue Möglichkeiten. Wir sehen Wege statt Wände. Wir entdecken Chancen statt Gefahren. Wir erleben Frieden statt Panik. Gottes Blick ist klar, auch wenn unserer es nicht ist. Er schenkt uns Ruhe, bevor die Sicht auch für uns wieder frei und klar wird.
Die Dämmerung war nun schon eingebrochen und die Gruppe ging noch weiter um zur 4. Station am Erlabrunner See zu kommen und einen Blick auf den See zu ermöglichen. Leider war das Tor der Einzäunung zum See bereits geschlossen, sodass die letzten Gedanken am Wendepunkt der Wanderung erfolgte: Der See liegt ruhig - Shalom.
Am See ist alles still. Das Wasser liegt ruhig da, kaum bewegt vom Wind. Die Stille des Sees hat eine eigene Sprache - eine, die wir nur hören, wenn wir selbst ruhig werden. Hier scheint alles friedlich, als ob die Welt für einen Moment aufhört zu hetzen. In solchen Momenten beginnt etwas in uns zu sprechen, das sonst übertönt wird. Unsere Seele. Und manchmal - ganz leise - hören wir auch Gott. Wir sehnen uns nach Ruhe: weniger Sorgen, weniger Lärm, weniger Druck. Doch der Friede, der wirklich trägt, kommt nicht von außen. Jesus sagt: „Meinen Frieden gebe ich euch."
Nicht ein kurzer Moment der Stille, sondern Shalom - ein tiefer, heilender, umfassender Frieden. Ein Frieden, der Herz und Gedanken beruhigt. Mit Blick auf den See können wir Ruhe finden. Wenn wir am Wasser sitzen, geschehen zwei Dinge: Unsere Gedanken dürfen zur Ruhe gleiten - wie Boote, die langsam am Ufer anlegen. Wir spüren: Ich bin gehalten. So wie der See den Himmel spiegelt, darf unser Herz Gottes Frieden spiegeln. Manchmal sprechen wir in dieser Stille mit Gott - ohne viele Worte. Ein Atemzug genügt, ein stiller Gedanke, ein einfaches: „Gott, hier bin ich. Es ist alles auf dem Weg" In der Nähe Gottes entdecken wir: Nicht alles ist gelöst, aber alles ist auf dem Weg. Der Friede Gottes bedeutet nicht, dass es keine Schwierigkeiten gibt. Er bedeutet: Ich bin nicht allein. Gott arbeitet in meinem Leben. Was noch unruhig ist, darf wachsen. Was schwer ist, wird getragen. Shalom ist Gottes Zusage: Er sagt dir: „Ich schenke dir meinen Shalom. Du darfst Frieden finden. Es ist alles auf.“
Dann ging es auf dem Weg zurück, zur geplanten Einkehr in die Maroggo Schenke. Hier gab es noch
einige Gespräche zu den Gedanken und zum besseren Kennenlernen. Es war schon dunkel geworden. Alle waren sich einig: Es war wieder eine schöne Veranstaltung und alle warten schon darauf, wenn es wieder heißt : „Mach dich auf - losgehen - offen werden - einander begegnen“. Nächstes mal am 18.12. ab 18:00 Uhr, ab Kita Villa Kunterbund. Jetzt schon vormerken
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an das Vorbereitungsteam und an Johannes Bindner für die guten Gedanken.



