Nachgedacht - Dezember 2016

Nachgedacht Dezember 2016
Bildrechte Wolfrum

2016 sorgte ein Cover des alten Simon&Garfunkel Songs "Sound of Silence" für Aufruhr. Die Fangemeinde spaltete sich in "neue Töne, anderer Klang!" und "das geht gar nicht!" Paul Simon selbst äußerte sich nach dem Auftritt der Band "Disturbes" im amerikanischen Fernsehen begeistert. Die Älteren unter uns kennen das Original. Leise Töne, sanfte Melodien und die Melancholie der 70er legen sich über Ohr und Herz. Entführung in eine neue andere Welt, eine Welt der Stille, der Sehnsucht, der Erwartung.

Da ging es fast unter, dass der Song voller enttäuschter Hoffnung und verzweifelter Reden war. Worte, die keiner hören wollte, Warnungen der Propheten, an Wände geschrieben und keiner stört sich daran. Menschen, die vor den modernen Göttern der Zeit nieder knien.
"Disturbed" sind für laute und harte Töne bekannt. Sie geben dem alten Lied eine neue Gestalt, härter, lauter, voller Sehnsucht. Im Video graben sie eine Gitarre aus dem Schutt, holen Trommeln von verstorbenen Bäumen und fangen an, auf zerbrochenen Tastaturen Klavier zu spielen. Sie flüstern ihre Sehnsucht nicht in die Abendsonne, sie schreien in die Dunkelheit. Andere Menschen nehmen sie auf.
Dass es doch anderes werde! Dass die Dunkelheit aufhören möge! Dass die Nacht endlich vordringt, der Tag beginnt. Dass Hass und Gewalt und Unrecht ein Ende haben. Endlich. Da reichen leise Töne nicht mehr aus, da hilft nur noch lautes Rufen und Schreien: Ach, komm doch endlich, Gott und Heiland!
Am Ende des Videos setzen die Musiker in einem Boot über. Auf der anderen Seite warten Tausende, dass was passiert, dass einer kommt. Ein Schiff, geladen, bis an den höchsten Rand! Mit einer Vision, einem Versprechen, einem Wort, das ankommt, einem Ohr, das zuhört und einem Herz, das versteht.
Am Schluss taucht die Sonne am Horizont auf. Grautöne sind immer noch da, aber auch Sonne, das helle Licht, Leidenschaft siegt!

So wünsche ich Ihnen eine leidenschaftliche Adventszeit, ein lautes Rufen nach Gott, für eine Welt, die seine Kraft und seinen Geist dringender denn je braucht. Und wenn es sein muss auch mit Metal-Music.

Ihre Pfarrerin Silke Wolfrum