Einsam aber nicht allein!

Gott ist mit uns
Bildrechte Hohmeier

Soziale Distanz macht das Gefühl von Einsamkeit auf ganz besondere Weise deutlich. Körperliche Nähe, Fehlanzeige! Vor allem Singles und Alleinstehende  sind durch die verordnete Selbstisolation meist auf sich gestellt. Aber was kann der oder die Einzelne tun, um nicht im lang andauernden Logdown zu vereinsamen?

Während sich Familien oder auch Paare, insbesondere in beengten Wohnverhältnissen, über etwas mehr Abstand freuen würden, bringt die Corona bedingte Isolation insbesondere Alleinstehende an ihre Grenzen. Zwar haben wir uns nun bereits im zurückliegenden Jahr an Abstand, Maskenpflicht und besondere Hygienemaßnahmen gewöhnt. Fakt ist und bleibt, wir sind soziale Wesen, die zum Wohlbefinden sozialen Kontakt brauchen um Zufriedenheit zu entwickeln, auf Dauer gesund zu bleiben. Das führt dazu, dass selbst glückliche Singles und Alleinstehende vermehrt unter der verordneten Einsamkeit leiden. Ein erheblicher Stress für die Seele, aus dem auf Dauer auch gesundheitliche Belastungen resultieren können. Die gute Nachricht: Wir müssen die aktuelle Situation nicht passiv und hilflos über uns ergehen lassen. Es gibt Möglichkeiten, bewusst und aktiv die Corona-Zeit zu meistern und besser mit Einsamkeitsgefühlen umzugehen.

Einsamkeit anerkennen

Niemand mag diese negativen Gefühle. Es ist daher völlig normal, dass wir versuchen sie von uns zu schieben. Da die Corona-Krise absehbar noch einige Zeit andauern wird, ist das Unterdrücken der eigenen Bedürfnisse auf Geselligkeit keine Strategie, die auf lange Sicht Hilfen verspricht. Besser ist es, einen konstruktiven Blick in das eigene Innenleben zu werfen. Es ist hilfreich, sich selbst einzugestehen, dass man sich einsam fühlt, traurig und zunehmend unzufrieden darüber ist. Jetzt ist es wichtig, die eigenen Gefühle besser einordnen und verstehen zu können. Statt Selbstmitleid lieber Mitgefühl für sich selbst. Die eigene Situation reflektieren, das eigene Befinden erforschen. 

Den Alltag mit Routine gestalten

Die Situation nicht zu wissen, wie lange die aktuellen Einschränkungen noch dauern werden, sorgt für Verunsicherung und Unbehagen. Um diesem Gefühl bewusst entgegenzutreten, sollten Alleinstehende ihren Tag weiterhin klar strukturieren, auch wenn keine spezielle Aufgabe für den Tag anliegt. Strukturieren Sie ihren Tagesablauf: Wecker stellen, aufstehen, zu bestimmten Zeiten essen, Arbeiten im Haushalt planen, sich möglichst draußen bewegen, telefonieren, Kontakte nach außen aufrecht halten. Zeiten für Fernsehen festlegen, lesen o.ä. genau planen. Gewohnte Routinen geben Halt und Sinn und verhindern, dass einem die Decke auf den Kopf fällt.

Besuchen Sie mal wieder einen Gottesdienst. Auch hier können Sie sich mit anderen austauschen, kommen heraus aus der Isolation.  Ist Ihnen das - trotz aller bestehenden Hygienemaßnahmen - wegen drohender Ansteckung zu gefährlich, nutzen Sie die Möglichkeit, tagsüber alleine die Kirche zu besuchen. Dazu ist unsere Kirche täglich von 09:00 Uhr - 18:00 Uhr geöffnet. Hier haben Sie auch die Möglichkeit unliebsame Gedanken in das ausliegende Büchlein (anonym)einzutragen und damit für sich abzulegen, auch das hilft. Der nächste Besucher liest ihre Worte vielleicht und denkt über den Inhalt nach - ist in Gedanken bei ihnen!
Nutzen Sie das verordnete Alleinsein als Beziehungspflege zu sich selbst! Wie geht das? Tägliches Tagebuchschreiben ist eine gute Möglichkeit, um die eigenen Gedanken sichtbar zu machen und sich selbst zu reflektieren. Schreiben Sie auf, was gut war am Tag, worauf Sie zufrieden zurück blicken können, und sei es nur eine Kleinigkeit. Schreiben Sie auf worüber Sie dankbar sind, auch wenn es scheinbar triviale Dinge sind. Das Schreiben wirkt befreiend und macht es möglich, sich auf das wirklich Wesentliche zu besinnen. Machen Sie bewusst Dinge, die Ihnen guttun oder für die jetzt Zeit ist: Ausgiebiges Baden mit entspannender Musik und wohligen Gerüchen. Malen Sie etwas, oder malen Mandalas aus. Gucken Sie bewusst schöne Sendungen im Fernsehen, machen Sie etwas anderes als Sie normal tun. Nehmen Sie sich Zeit und kreieren Sie Ihre eigenen Wohlfühl-Routinen.

Kontakte digital pflegen

Eigentlich handelt es sich bei sozialer Distanz mehr um eine körperliche Distanz - Distanz von Geselligkeit und direktem Körperkontakt. Denn der nächste menschliche Kontakt ist in der Regel nur einen Anruf entfernt. Digitale Medien machen möglich, dass wir lieben Menschen trotz Abstand nahe sein können. Verabreden Sie sich bewusst zu Video-Calls. Das muss nicht nur für ein kurzes Gespräch sein. Seien Sie kreativ, verabreden Sie sich via Skype zum gemeinsamen Frühstück, Bilder haben eine andere Wirkung als nur Gespräche. Auch ein virtueller Spieleabend mit Freunden oder Bekannten hilft aus Isolation und Einsamkeit. Natürlich kann ein Videoanruf keinen richtigen Besuch und auch keine Umarmung ersetzen, trotzdem vermittelt er ein wohliges Gefühl der Verbundenheit. Vermeiden Sie es aber, Coronameldungen auf Facebook zu recherchieren und zu lesen. Warum?: Facebook generiert für Sie neue Meldungen anhand von Gelesenem, d.h. haben Sie bewusst oder auch unbewusst sogenannte Fakenews oder negative Berichte gelesen, werden zukünftig vermehrt solche für Sie generiert. Sie gelangen so ungewollt in eine Negativspirale, ohne es zu merken.

 Reden, reden, reden - sich austauschen

Auch, wenn wir uns gerade alleine fühlen: Wir sind es nicht! Jeder von uns befindet sich gerade im Ausnahmezustand, es geht Ihnen mit ihren Gedanken nicht alleine so! Viele leiden unter Isolation und Einsamkeit! Über Sorgen und Ängste offen zu reden, sich darüber auszutauschen kann helfen, den Kummer loszuwerden und sich gegenseitig Mut zu machen. Machen Sie das aber nicht über irgendwelche Internetplattformen, sondern gehen Sie gezielt  auf ihnen vertraute Bekannte zu. Wer lieber anonym bleiben möchte, kann auch eine Telefonseelsorge in Anspruch nehmen. Wichtig: Wenn die Überforderung zu groß wird, und man selbst keinen Ausweg aus der Spirale sieht,  sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen.

Neue Hobbys

Durch die Pandemie fallen derzeit viele gewohnte Freizeit-Aktivitäten flach. Aber was tun mit all der Corona-Freizeit? Vielleicht ist es die perfekte Gelegenheit für ein neues Hobby oder um bewusst neue Dinge auszuprobieren: Beispielsweise ein Instrument oder eine andere Sprache lernen, stricken, andere Genre zu lesen oder zu gucken, Rezepte aus anderen Kulturen nachkochen. Es gibt viele Beschäftigungen, die nicht nur Spaß machen, sondern auch ganz leicht von zuhause aus umsetzbar sind.

Körperlich und geistig fit bleiben

Neben einem ausgiebigen Spaziergang an der frischen Luft kann auch Sport in den eigenen vier Wänden helfen, sich auszupowern. Bereits moderate Bewegungen, wie beim Yoga, oder einfache Gymnastik können das eigene Wohlbefinden deutlich steigern. Sie wissen nicht wie? Im Internet gibt es unzählige Ideen und auch Videos zum mitmachen.

Auch wenn es noch dauert - Es geht vorbei!

Und nicht vergessen: Bleiben Sie positiv! Wirken Sie ihrer Isolation bewusst entgegen. Machen Sie sich Gedanken, was Sie nach der Pandemie alles machen wollen. Die Isolation ist temporär und die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen wird vorbeigehen. Und wer weiß, vielleicht gehen wir auch gemeinsam gestärkt aus der Krise hervor! Haben Sie Geduld, behalten Sie Hoffnung und Zuversicht - im Vertrauen auf Gott.
Ihr
Manfred Hohmeier